Vor einiger Zeit haben wir in einem Artikel unseren Alltag ohne Fremdbetreuung beschrieben. In der deutschsprachigen Blogger Spähre ist das Thema gerade sehr aktuell, auf mehreren Seiten liest man Erfahrungsberichte zur Kita- oder Kindergarten-Eingewöhnung, darunter sowohl positive als auch negative. Ich finde das super und freu mich darüber. Natürlich nicht über die schlechten Erfahrungen einiger, sondern über die entstehende Diskussion, das Erzählen und Teilen. Denn endlich bewegt sich mal etwas und man nimmt das Thema “Betreuung des Kindes ja oder nein” als Fragestellung wahr.
Inhaltsverzeichnis
Vor kurzem noch hab ich immer aus meinem Umfeld in Deutschland die Frage gehört: „In welchen Kindergarten wird denn dein Kind gehen?“ Wir hatten auch hier in Thailand, wo wir seit November leben, ein amüsantes Erlebnis mit einer älteren Holländerin. Wir machten eine kurze Pause an einem Café mitten im nirgendwo zwischen Chiang Mai und Pai. Der erste Satz, den die Dame in fließendem Deutsch fragte war: „Na, wieso bist du denn nicht im Kindergarten, sind Ferien in Deutschland?“. Von meiner spontanen Antwort war sie dann recht positiv angetan: „Die ganze Welt ist sein Kindergarten!“
Es kam mir oft so vor, als würde ausser uns niemand in Betracht ziehen, ob das Kind überhaupt fremdbetreut sein soll. Warum aber eigentlich? Leben wir nicht in einer Gesellschaft die vieles hinterfragt? Es ist selbstverständlich dass viele Menschen einen bestimmten Ernährungsstil haben, bewusst auf Auto fahren verzichten, auf Plastik. Man hat scheinbar alle Freiheiten, aber eine Kita ist ein absolut unantastbarer Fakt?
Das nervt mich manchmal, genau so wie es mich nervt, wenn uns in München Fragen zu unserem Leben in Thailand gestellt werden. „Was esst ihr denn da?“ „Gibt es da Klopapier?“ “Haben die Krankenhäuser?”… um nur mal am Rande einige der blödsten Fragen zu nennen.
Ich hole mal noch etwas weiter aus: für uns war es nicht unbedingt klar, dass Liam nicht in einen Kindergarten gehen wird, bevor unser Sohn 2011 auf die Welt kam.
Allerdings kam er recht mühsam und lautstark und das hat sich dann auch erstmal so fortgezogen. Plötzlich war unsere Vorstellung der friedvollen Familie auf den Kopf gestellt. Da war dieses 4,2 kg Baby, das sich so gar nicht an die Regeln (die wir uns naiv zusammengereimt hatten) zu halten schien. Schlaf hat er gefühlt fast gar nicht gebraucht, dafür aber umso mehr Milch. Diese Kind hat mich ausgesaugt, ich hab anfangs acht Liter am Tag getrunken da ich immerzu Durst hatte und ohne meine Schwiegermama wäre ich bestimmt verhungert. Klopausen waren hart um kämpft und wenn ich endlich in der Dusche stand kam Chris und meinte der Kleine hat schon wieder Hunger. Von wegen Stillabstand 3 bis 4 Stunden nach einigen Monaten. Dieses Kind hat mir da was anderes aufgezeigt.
So wunderbar das Leben mit ihm von Anfang an war, manchmal war es auch echt hart. Zum einen körperlich, denn unser Sohn hat jede Woche ca. 250g Gramm zugenommen und war immer groß und schwer. Das viele Stillen und Tragen war anfangs eine Herausforderung. Vor allem aber hatten wir wie wohl viele Erstlingseltern einen regelrechten Kulturschock. Weniges war so wie man es erwartet, die schönen Momente zudem viel bewegender als gedacht, aber auch die schwierigen Momente intensiver. Und vieles, worüber man sich gar keine Gedanken gemacht hat, wurde auf einmal zum Thema. Ich sag nur: kein Schnuller genommen, keine Flasche genommen, keinen Autositz gemocht, keinen Kinderwagen gemocht, nur am Körper geschlafen.
Nach einiger Zeit kamen wir ins Grübeln, denn alle anderen so schien es mir, mussten viel seltener stillen. Deren Kinder haben besser und länger geschlafen und waren weniger fordernd. Da fängt man an zu zweifeln, an sich und seinem Weg. Aber glücklicherweise haben wir gemeinsam unseren Weg neu gefunden und sind auf diesem geblieben. Dank Autoren wie Jean Liedlof, Jesper Juul und Carlos Gonzales, die wunderbare Bücher mit den Titeln wie „In Liebe Wachsen*“, „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück*“, „Das glücklichste Baby der Welt*“ und „Das kompetente Kind*” geschrieben haben, fanden wir Halt, neue Sichtweisen und Einstellungen haben sich manifestiert – Dinge, die wir intuitiv spürten, aber nicht konkretisieren konnten.
Ich hab irgendwann die zweifelnde Stimme in meinem Kopf ausgeschaltet und versucht nur noch auf mein Gefühl zu hören. So kam es dann, dass Liam nicht mit einigen Monaten aus dem Elternbett zog (wie eigentlich angedacht) sondern im Familienbett weiterschlief und teilweise nach wie vor schläft. Ich stillte nicht wie geplant mit 6 Monaten ab, sondern bis er 20 Monate war und einfach keine Milch mehr kam. Wir hatten keinen Stillrythmus, sondern ein Stillen nach Bedarf. Wir benutzten den Kinderwagen nie, da er ihn nicht mochte sondern trugen ihn immer und überall. Wir fuhren nicht mehr mit dem Auto, da er dort nur schrie. Wir lernten, was Pucken ist und das Windelfrei* funktioniert.
Das war nicht immer alles ganz einfach, aber trotzdem für uns alle die beste Entscheidung. Es hat uns als Familie das Leben erleichtert, was aber anstrengend war, ist das man auf einmal etwas gegen oder zumindestens neben dem Strom schwimmt. Viele Eltern um uns rum schienen sich gar keine Gedanken zu machen über unsere Probleme, sondern haben einfach die gängige Linie durchgezogen. Selbst wenn ihr Kind die gleichen Symptome zeigte, irgendwann hat deren Kind aufgehört im Kinderwagen und Autositz zu schreien. Aber das konnten und wollten wir so einfach nicht machen.
Nun möchte ich nicht andere anschwärzen, sondern vermitteln, dass wir uns und unsere Werte neu definieren mussten und das auch getan haben. Hätten wir nicht reflektiert und uns Gedanken gemacht, scheinbar vorgegebenes in Frage gestellt, wären auch keine neuen Ansichten entstanden.
Da wir bereits vor Liams Geburt wussten, das unser Weg uns wieder auf lange Reisen und nach Thailand führen wird, haben wir uns nie Gedanken um einen Kita Platz gemacht. Mit 13 Monate kam er dann auch zum ersten Mal für 7 Monate nach Thailand mit uns.
Als Liam älter wurde, kam immer mal das Thema Kindergarten auf, denn natürlich wünschten wir uns für ihn viele Kinder zum Spielen. Allerdings hat uns das verfügbare System einfach nicht überzeugt, egal ob hier in Thailand, wo wir aktuell leben oder in München. Was immer ich mitbekommen habe von aussen, hat mir meist nicht gefallen. Der Umgang mit den Kindern, der Ton der oft herscht und auch die Kinder an sich haben schon so ein großes Maß an Rivalität. Da wird nur mit denen aus der gelben Gruppe geredet weil man eben zu der Gruppe gehört. Die öffentlichen Spielplätze in München werden viel von Kita Gruppen genutzt, da sie selbst keinen Garten haben.
Also sind wir viel auf solche Gruppen gestoßen, wenn wir mit unserem Sohn dort waren. Eigentlich doch toll, denn wer will schon einen leeren Spielplatz. Allerdings gab es unzählige Fälle, in denen unser Sohn, der ja keine farbige Warnweste oder farbigen Hut aufhatte, angegriffen wurde. Aus dem nichts heraus wurde er geschubst oder ihm sein Spielzeug weggenommen. Auch Sätze wie “Der darf nicht mit Fußball spielen, der gehört nicht zu uns” sind gefallen. Abgesehen davon, wie wütend man da als Mutter wird, jetzt mal objektiv betrachtet, findet ihr das wünschenswert? Kinder im Alter von 1-5 denken und handeln schon im Klassensystem. Wir sind toll, die blauen sind doof, und der ohne Farbe ist erst gar nichts wert. Na hoffentlich haben die, die das gut finden, dann die Westen in allen Größen für ihre Kinder daheim, damit die auch ja nie mal ohne Farbe dastehen. Denn damit können sie dann sicher nicht umgehen.
Eine signifikante Ausnahme haben wir erlebt, mit Kindern aus einer Montessori Schule, die zufällig an dem Spielplatz gelandet sind. Diese haben sofort ohne zu zögern mit unserem Sohn gespielt, geteilt und ihn in ihre Mitte aufgenommen. Die Erzieherin hatte einen tollen Draht zu den Kindern und hat sich sehr nett mit mir unterhalten. Auch die Kinder untereinander haben endlich mal wie freie Kinder miteinander gespielt. Einfach anders, als die ganzen Gruppen auf die wir sonst trafen. Diese Erfahrungen waren sehr lehrreich für uns und hat uns auch erst die rießigen Unterschiede und das enorme Ausmaß, die Tragweite davon gezeigt.
Es mag nun also auch liebevolle Betreuungseinrichtungen geben, aber was wenn man die einfach nicht findet? Ich selbst war als Kind bei einer Tagesmutter und habe sehr gute Erinnerungen daran. Das war aber meines Erachtens ein Glücksfall, nicht die Regel. Nun machen sich natürlich viele andere Eltern genau so viele Gedanken wie wir, das sind dann auch die Geschichten, die man liest. Es wird beobachtet und meist rechtzeitig eingegriffen. Aber was ist mit vielen von denen die wirklich das System gar nicht hinterfragen, nicht darüber nachdenken, sondern einfach als Fakt ansehen. Über die wundere ich mich, wie kann es da solche Unterschiede in der Auffassung geben, was gut für Kinder ist? Ein bisschen machen sie mir auch Angst, denn ist es nicht unsere Aufgabe als Eltern, den für unser Kind besten Weg zu finden? Wer nun aber nicht sucht, was findet der?
Bevor ich nun auf Zehen trete, die ich gar nicht kenne, höre ich an dieser Stelle auf. Die Message meines Textes soll sein: ich freue mich über das Thematisieren, das endlich stattfindet. Lasst uns weitermachen, es gibt da nämlich ein nächstes Thema für uns alle als Elter, die Schule. Ich wünsche mir, dass alle Deutschen wenigstens einmal den Begriff „Freilerner“ gehört haben und wissen was das ist. Denn dann wird dieser Weg auch als solcher wahrgenommen und nur dann kann man sich als Familie bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Es ist nunmal nicht jedermanns Weg im Ausland zu wohnen. Es will auch nicht jeder aufgrund der Schulpflicht aus Deutschland weg. Eine Wahlfreiheit über den eigenen Weg der Familie wäre aber doch für uns alle Wünschenswert.
Danke an die folgenden Blogger mit ihren Artikeln:
Wenn ich wen vergessen habe, meldet euch gerne dann erweitern wir die Liste noch.
Wer mehr über das Thema Freilernen wissen möchte, dem empfehle ich als erstes die Videos von und über André Stern. Er selbst hat keine Schule besucht, konnte sich frei entfalten und ist zu einem sehr gebildeten und vielseitig talentierten Menschen herangewachsen. Nebenbei ist er auch noch wahnsinnig sympathisch. Und wenn man erstmal anfängt, sich damit zu beschäftigen, bemerkt man wie groß diese Bewegung sowohl im deutschsprachigen Raum als auch im Rest der Welt ist.
Was sind Affiliate Links und warum bauen wir sie ein?
Wir erwähnen auf unserer Seite Produkte, die wir selbst nutzen oder genutzt haben. Die Produkte, die sich als praktisch, gut und empfehlenswert entpuppt habe, möchten wir gerne weiterempfehlen. Viele Errungenschaften haben uns sogar richtig das Leben erleichtert, andere einfach nur den Komfort verbessert oder Spaß gemacht. In unseren Artikeln erzählen wir davon und beschreiben diese Produkte. Damit ihr diese dann nicht mühsam suchen müsst, gibt es von uns auch gleich einen Link dazu.
Falls Ihr nun auch einen Nutzen für euch findet und diese Produkte oder auch andere die ihr so entdeckt mit unserem Link kauft tut ihr uns einen Gefallen, denn wir erhalten eine kleine Provision.
Neben physischen Produkten kann es sich bei Affiliate Links auch um Links zu Dienstleistungsangeboten wie Webprovidern, Hotel- und Flugbuchungen oder Bankdienstleistungen handeln.
Ihr bezahlt keinen Cent mehr!
Betonen möchten wir an dieser Stelle, dass ihr deshalb keinen Cent mehr bezahlt, nur weil ihr über unseren Link auf eine Verkaufsseite gegangen seid. Ausserdem erwähnen wir nur Produkte, die wirklich von uns getestet wurden. Für das Beschreiben, Erzählen und schon Vorsortieren erhalten wir eben einen kleinen Teil an Provision vom Verkäufer, nicht von euch. Seht es mal so, ihr dürft shoppen und erfüllt dabei auch noch einen guten Zweck.
Der Transparenz wegen haben wir Affiliate Links mit einem * versehen. Dann erkennt ihr direkt auf einen Blick, dass ein Link zu einer anderen Seite (Shop o.ä.) führt.