Nicole Stroschein hat in ihrem Blog “Das Elternhandbuch” zu einer Blogparade unter dem Titel “Papa kann auch stillen” aufgerufen. Angelehnt ist das ganze an das gleichnamige Buch von Stefanie Lohaus und Tobias Scholz. Gerne wollen wir unseren beteiligen und ein wenig aus unserem Nähkästchen plaudern.
Der Begriff der Gleichberechtigung ist ja heutzutage etwas überstrapaziert und spielt in unserer Selbstwahrnehmung keine besonders wichtige Rolle. Unsere Partnerschaft hat sich in den vergangenen 15 Jahren allerdings recht automatisch dahingehend entwickelt, dass nahezu alle Aufgaben auf beide Schultern verteilt werden, sei es Geld verdienen oder Tätigkeiten im Haushalt. Ok, natürlich gibt es Vorlieben und der Haushalt an sich gehört sicher nicht zu meinen. Das Reparieren des Autos aber auch nicht zu denen meiner Frau, aber im Großen und Ganzen verteilt es sich recht fair auf uns beide.
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Wir haben uns zusätzlich zur Gleichberechtigung bewusst dafür entschieden, unseren Sohn Liam in keine Krippe oder Kindergarten zu geben. Einerseits aufgrund grundsätzlicher Zweifel an Institutionen dieser Art, andererseits weil wir eigentlich nur noch halb in Deutschland wohnen und die Winter größtenteils weg sind. Liam wurde 2011 geboren und er war von seinem 12.-19. Lebensmonat und diesen Winter erneut für 6 Monate in Thailand mit uns. Von dreieinhalb Lebensjahren war er also schon mehr als ein Jahr in Thailand. Das bedeutet für uns, dass wir unseren Alltag danach ausgerichtet haben immer Zeit für ihn zu haben – zumindest einer von uns.
Als wir 2011 unseren ersten und bisher einzigen Sohn erwarteten war schnell klar: Papa soll von Anfang an im Alltag wichtig sein und mehr als nur abends einige Stunden verfügbar. Das hat damals aufgrund recht aussergewöhnlicher Umstände nicht so ganz geklappt, zumindest nicht in den ersten 8 Monaten, und stellte ein großes Problem für mich dar. Ich musste oft früh aus dem Haus als beide noch schliefen und kam nach Hause kurz bevor mein Kleiner ins Bett ging – und wenn ich Pech hatte schlief er schon. Nach dieser recht frustrierenden Anfangszeit pendelte es sich aber schnell ein, die Aufgaben wurden auf uns beide verteilt. Als Liam dann 13 Monate alt war sind wir zum ersten Mal für 7 Monate nach Thailand mit ihm und konnten unseren eigenen Vorstellungen vom Familienalltag wieder besser gerecht werden.
Ich war von Anfang an in alles eingebunden, sei es spielen, kuscheln oder Windeln wechseln. Mir wurde sogar die zweifelhafte Ehre zuteil das Kindspech zu empfangen. Aber eine richtige Aufgabe, die klar definiert, einzig und allein mein Gebiet war, die kam erst mit ca. 14 Monaten dazu.
Wir haben in den vergangenen 9 Jahren sehr viel Zeit in Thailand, insbesondere in Pai, verbracht und so war es für uns erstmal nichts ungewöhnliches mit Kind dorthin zu fahren. Natürlich war ich froh darüber, noch mehr eingebunden sein zu können, wir waren nun immerhin 24h am Tag zusammen und das für 7 Monate. Und so übernahm ich recht schnell die Verantwortung für den Mittagsschlaf. Ab mit Liam ins Tragetuch und spazieren gehen oder mit dem Roller spazieren fahren. Das klappte auch recht schnell und ich hatte “meine” wichtige Aufgabe. So lange Liam gestillt wurde (bis ca. 19 Monate) lag das abendliche Schlafen noch in Victorias Händen. Aber auch das sollte sich ändern.
Als wir im Mai 2013 wieder in München waren, war das abendliche Stillen vorbei und ich übernahm auch diese Aufgabe. Und habe Sie größtenteils bis heute inne – denn seit nunmehr 2 Jahren bringe ich mein Kind mittags und Abends zum Schlafen. Und damit ist nicht zudecken und Gute Nacht sagen gemeint, es handelt sich vielmehr um ein mindestens halbstündiges Ritual. Als nach langer Zeit meine Frau es wieder machen wollte konnte man Liams Unverständnis merken – Schlafen ist Papa-Sache, und er weigerte sich vehement. Und so blieb es auch meine Aufgabe, was natürlich manchmal zum Problem wurde, letztlich “musste” ich immer abends zur Schlafenszeit daheim sein und wenn ich mittags nicht da war musste der Mittagsschlaf eben ausfallen.
Inzwischen klappt es auch wieder ab und an mit Mama, aber in ca. 90% der Fälle übernehme ich diese Aufgabe nach wie vor und tue das auch sehr gerne – es ist ein sehr erfüllendes Gefühl eine derart wichtige Aufgabe zu haben. Der Schlaf eines Kindes ist ja zweifelsohne wichtig für das Kind selbst – und die Ruhe der Eltern!
Rückblickend betrachtet kann man schon sagen, dass unsere Verteilung bei 50% lag und nach wie vor liegt – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ich habe z.B. sämtliche Spielplätze Münchens erkunden dürfen, während meine Frau die gemeinsame Zeit mit Liam eher zu Hause oder bei Freunden verbracht hat. Aber es gibt eigentlich ausser dem Schlafensthema nur ein paar Bereiche, in denen einer von uns beiden eine dominante Rolle einnimmt. Mama liest z. B. lieber aus Büchern vor wohingegen Papa lieber Schwimmen geht. Aber Liam akzeptiert eigentlich bei allen Unternehmungen und Handlungen jeden von uns als Begleiter oder Beobachter. Das ist in unseren Augen ein gutes Indiz dafür, dass wir keine klar definierten Rollen haben in seinen Augen.
Als Vater nahezu permanent verfügbar zu sein ist toll. Aber wer kennt sie nicht, die Geschichte des alles vor Freude wegwerfenden Kindes, wenn der Vater abends aus der Arbeit kommt. Das gibt es bei uns nicht, definitiv nicht. Weder bei Mama noch bei Papa. Und auch nicht bei meinen Eltern, die Liam in München tagtäglich sieht. Bei seinen anderen Großeltern, die er nur einmal die Woche sieht, schon eher.
Braucht Wiedersehensfreude etwa eine gewisse Zeit der Trennung, quasi um reifen zu können?
Versteht mich nicht falsch, ich genieße die Vertrautheit und Selbstverständlichkeit, die zwischen meinem Kind und mir herrscht. Aber ich habe auch festgestellt, dass man als Vater, der mindestens soviel Zeit mit dem Kind zusammen ist wie die Mutter, keine Freudenanfälle erwarten sollte. Länger als 6 oder 7 Stunden sind wir selbst in München nur selten voneinander getrennt. Damit ist man schon rein statistisch gesehen auch öfter anwesend bei schlechter Laune des Kindes oder eigener und muss lernen, wie die Mutter natürlich auch, mit dieser umzugehen.
Als voll in den Alltag involvierter Vater lernt man tagtäglich soviel über sein Kind – vielleicht mehr, als das Kind selbst tagtäglich an neuem lernt. Nicht alles ist erfreulich oder gar erfüllend, manches belastend und vieles herausfordernd. Aber ich möchte nichts anders haben und wir sind im Moment seit 5 Monaten und noch einen weiteren in Thailand, wieder 24h am Tag zusammen. Natürlich gibt es schwierige Phasen und Momente, aber wenn wir mit unserem großen Vorhaben Erfolg haben möchten heisst es durchhalten. Dieses Vorhaben beinhaltet viel Reisen und wechselnde Wohnorte sowie das Verlassen von Deutschland als Lebensmittelpunkt in naher Zukunft. Darüber werden wir auf unserem Blog noch viel zu berichten haben, denn es wird unseren Alltag auf Jahre prägen.
Wir werden dann noch mehr als eh schon gefordert sein, eine Einheit als Familie zu bilden. Da kann es nicht schaden, wenn man als Vater von Anfang an in den Prozess der Familienentwicklung eingebunden ist.
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